Konflikte sind die Herausforderungen des Lebens. Sie können in allen Lebenslagen auftreten: zwischen Einzelpersonen, in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gesellschaft selbst. „Wichtig ist, sich dem Konflikt zu stellen. Denn eine Konfliktvermeidung macht krank“, erklärt Gerhard Steiner, MSc Systemischer Psychotherapeut Lebensberater im Gesundheitszentrum Seestadt, 1220 Wien.
Ein Konflikt kann aus unterschiedlichsten Gründen auftreten. Ursachen sind unterschiedliche Ziele, Verhaltensweisen oder Wertvorstellungen, Missverständnisse oder ganz einfach nicht erfüllte Bedürfnisse. Dazu kommt, dass viele Menschen mit einem Konflikt unangenehme Gefühle verbinden. Daher steht dann Verdrängung im Vordergrund.
Die Auseinandersetzung mit einem Konflikt ist durchaus positiv, auch wenn es dabei zu Wut, Ärger und Aggressionen kommt. Gerhard Steiner: „Die grundsätzliche Ablehnung von Aggression ist Nährboden für Feindseligkeit, strukturelle Gewalt, aggressivem Stau und erschwert den konstruktiven Umgang mit dieser Urkraft.“ Denn Aggression ist die Urkraft des Lebens. Die Angst vor Aggression verstärkt und verlängert Konflikte. Konflikten auszuweichen, verhindert, dass wir diese lösen.
Wird ein Konflikt nicht aufgearbeitet, kann das viel Energie kosten. Die Menschen fühlen sich oft stark belastet und zerrissen. Nicht zu Unrecht werden ungelöste Konflikte, gedanklich sehr in der Vergangenheit verhaftet sein und negative Gedanken auch als Energie-Vampire bezeichnet.
Gerhard Steiner: „Daher ist es wichtig, nicht einfach die Augen vor einem Konflikt zu verschließen. Vielmehr sollte man versuchen, die Ursachen des Konfliktes und die Auswirkungen verstehen zu lernen und dann auf eine Konfliktlösung hinzuarbeiten.
Wer es vermeidet, sich auf schwierige Herausforderungen einzulassen und sich ernsthaft mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen, bleibt sich selbst und dem oder der Anderen etwas schuldig. Oft sind es dann Krankheitssymptome, die uns auf solche ungelösten Konflikte hinweisen. Typische Äußerungen sind: Ich habe die Nase voll!, Ich huste Dir etwas! Du brichst mir das Herz! Das liegt mir im Magen!
Was hilft, sind letztlich Entscheidungen. Das Wort „entscheiden“ bedeutet, das Schwert zu „ent-scheiden“, es aus der Scheide zu ziehen, um eine der beiden Entscheidungsmöglichkeiten „scheiden“ zu lassen. Zudem bringt jeder Entschluss auch Abschied und damit ein gewisses Maß an Trauer und Schmerz. Gerhard Steiner: „Wenn wir Entscheidungen vermeiden, bleibt etwas offen und wir bleiben in unserer Entwicklung stecken.“
Lassen sich Konflikte nicht mehr mit dem Gegenüber lösen, ist oftmals professionelle Hilfe gefragt – sowohl bei privaten Konflikten als auch am Arbeitsplatz. Gerhard Steiner: „Bei der Systemischen Therapie geht es darum, unbewusste Konflikte und Aggressionen bewusst zu machen. Man muss lernen, dass man diese Gefühle ernst nehmen soll.“ Erst die Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen ermöglicht es, ihre Erscheinungsformen und Symptome, aber auch die Zusammenhänge zwischen Gefühlen und anderen menschlichen Regungen zu verstehen.
Buchtipp:
Paul Watzlawick,Menschliche Kommunikation,
Formen, Störungen, Paradoxien, Verlag Hans Huber, ISBN 3 456 80980 8
zum Buch
Webtipps:
Selbsthilfegrupe für Mobbing und Konflikte
Zentrum für Mobbingberatung & Konfliktlösung am Arbeitsplatz